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Das Bonhoeffer-Haus

„Nicht das Beliebige, sondern das Rechte tun und wagen, nicht im Möglichen schweben, das Wirkliche tapfer ergreifen, nicht in der Flucht der Gedanken, allein in der Tat ist die Freiheit“.

Der Theologe, bekennende Christ und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, Dietrich Bonhoeffer, verfasste diesen Vers als Teil eines Gedichts, der seine Reaktion auf die gescheiterten Anschläge auf Hitler widerspiegelt.

Dietrich Bonhoeffer wurde am 4. Februar 1906 in Breslau geboren. Er war das sechste von acht Kindern und erblickte kurz vor seiner Zwillingsschwester Sabine das Licht der Welt. Sein Vater Karl war ein bekannter Arzt, seine Mutter Paula Lehrerin. Bonhoeffer wuchs in einer großbürgerlichen Familie auf. 1923 legte er sein Abitur ab und studierte anschließend in Tübingen und Berlin Theologie. Zwei Theologische Examen legte er bereits bis zu seinem 24. Lebensjahr ab, war damit aber für eine Ordination noch zu jung und ging mit einem Stipendium nach New York. Ab 1931 war er dann in Berlin als Dozent und Pfarrer tätig.

Die Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde von der Bonhoeffer-Familie sehr kritisch gesehen. Dietrich Bonhoeffer selbst, war ein eigenständiger Theologe, der sein Leben streng an der Bergpredigt und der Nachfolge Jesu ausrichtete. Dementsprechend war er auch Pazifist, was er mehrfach schon in frühen Jahren in Vorträgen und Predigten zum Ausdruck brachte. Es brachte ihm Rede- und später auch Schreibverbot. 1938 emigrierte seine Zwillingsschwester Sabine mit ihrem Ehemann Gerhard Leibholz, der jüdischen Herkunft war, auf Grund der Verschärfung der Judengesetzgebung nach England. In dieser Zeit war Bonhoeffer in der Ökumenischen Bewegung aktiv. Dadurch lernte er zahlreiche kirchliche Würdenträger aus der ganzen Welt kennen. Über seinen Schwager Hans von Dohnanyi bekam er weitere Kontakte zu pazifistisch eingestellten Persönlichkeiten seiner Zeit.

Sein Elternhaus wurde zum konspirativen Treffpunkt von Gegnern des NS-Regimes. Die teilweise hochrangigen Personen aus Abwehr und Wehrmacht beabsichtigten Hitler durch ein Attentat zu beseitigen. Nach längerem Bedenken über „die Frage des Tyrannenmordes“ schloss sich Dietrich Bonhoeffer dieser Widerstandsgruppe in der Abwehr an. Am 13.März und 21.März wurde aus dieser Gruppe um Canaris, Oster sowie seinem Bruder Klaus, Anschläge auf Adolf Hitler verübt, die aber nicht erfolgreich waren. Dietrich Bonhoeffer wurde am 05. April 1943 verhaftet und nicht wieder freigelassen. Es folgte das Attentat des 20.Juli 1944 durch Claus Graf Schenk von Stauffenberg, welches auch fehlschlug.

Von guten Mächten wunderbar geborgen
von Dietrich Bonhoeffer
 

Von guten Mächten treu und still umgeben
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen jedes neue Jahr;

noch will das alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last,
Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
das Heil, für das Du uns geschaffen hast.

Und reichst Du uns den schweren Kelch, den bittern,
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus Deiner guten und geliebten Hand.

Doch willst Du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann woll'n wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört Dir unser Leben ganz.

 

Laß warm und hell die Kerzen heute flammen,
die Du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder und zusammen!
Wir wissen es, Dein Licht schein in der Nacht.

Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so laß uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all Deiner Kindheit hohen Lobgesang.

Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen,
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

     

Dieses Gedicht schrieb Dietrich Bonhoeffer vor Weihnachten 1944 in der Zelle des Berliner Reichssicherheitshauptamtes in der Prinz-Albrecht-Strasse. Es war im allerletzten Brief, den seine Eltern bzw. seine Verlobte Maria von Wedemeyer vor seinem Tod erhalten haben. Später wurde es von verschiedenen Komponisten als Lied vertont.

Wieder wurde Bonhoeffer von der Gestapo verhört, ihm aber keine Beteiligung nachgewiesen werden. Am 22 September 1944 kam es zum Aktenfund in Zossen durch die Gestapo. Im Februar 1945 wurde Bonhoeffer in das KZ Buchenwald deportiert. Am 5. April 1945 ordnete Hitler die Hinrichtung der Verschwörer der Attentate an, die dann in einem Scheinprozess zum Tod verurteilt wurden. Am 9.April 1945 wurden das Urteil an Pastor Dietrich Bonhoeffer, Admiral Wilhelm-Franz Canaris, Hans Oster, Theodor Strünck, Dr. Karl Sack und Ludwig Gehre am Strang vollstreckt.

Das Gedenken und die Achtung die wir Dietrich Bonhoeffer heute entgegenbringen, resultiert daraus, dass er seine Wahl in voller individueller Verantwortung als „Kirchenmann“ in einer Zeit getroffen hatte, als die Kirche nicht Willens war Widerstand gegen das NS-Regime zu leisten. Gedacht werden sollte aber auch den Familien Bonhoeffer, Schleicher und von Dohnanyi, die durch Ihren Widerstand schweres Leid zu tragen hatten.

Katalog zur Ausstellung im Bonhöffer Haus in Friedrichsbrunn Die Familie Bonhoeffer und Friedrichsbrunn
von Dieter Zehnpfund

Preis: 10,00 Euro (163 Seiten, ISBN 978-3-00-024208-3)

Auszug aus dem Vorwort:
"Liebe Leser,
die Ausstellung "Die Familie Bonhoeffer und Friedrichsbrunn" soll dazu beitragen, den Lebensstil, die soziale Stellung, die Wertvorstellungen und die Ansichten einer preußisch-liberalen Bürgerfamilie deutlicher zu machen, deren Name, vor allem wegen der Persönlichkeit Dietrich Bonhoeffers, in der ganzen Welt einen guten Klang hat. Die hier gezeigte Zusammenstellung von Bildern und Texten ist vor allem den Einflüssen, Wirkungen und Reflektionen unseres Heimatortes Friedrichsbrunn auf die Familie Bonhoeffer und ihren Verwandten gewidmet. ..."
Dieter Zehnpfund /Ortschronist

Bestellungen möglich über:
Rosemarie Zehnpfund
Waldstraße 8, 06507 Friedrichsbrunn
oder Email: gabriela-1962@hotmail.de
oder Telefon: 039 487 - 749 161

Der kleine Harz-Ort Friedrichsbrunn, gelegen zwischen Bad Suderode und Hasselfelde, gehört untrennbar zur Biografie des Dietrich Bonhoeffer. Ein 1897 errichtetes Mehrfamilienhaus gehörte von 1913 bis 2000 der Familie Bonhoeffer, die es als Ferienhaus und Sommerdomizil nutzte, seitdem, also 1913, hieß es "Bonhoefferhaus". Hier verbrachten Dietrich und seine sieben Geschwister samt Eltern und weiterer Familie häufig ihre Ferien, sowie als Erwachsene Tage der Erholung und Entspannung. Und es kann auch durchaus vermutet werden, dass sich in dieser Abgeschiedenheit auch die Widerständler getroffen haben.

Nachdem das  fast in Vergessenheit geraten war, erwarb es im Jahr 2000 der Berliner Rüdiger Arndt. 2009 erwarb es dann Herr Dr. Arndt und versucht das Erbe der Familie Bonhoeffer zu bewahren. Er hat von den Familien Bonhoeffer private Fotoalben, einige Möbel und Gebrauchsgegenstände sowie zahlreiche Bücher als Leihgabe erhalten, um ein Bonhoefferzimmer einzurichten.

Im Bonhoefferhaus gibt es nun eine ständige Bonhoeffer-Ausstellung, welche am Sonntag, den 22.08.2010 eröffnet wurde. Ebenso ist in der Bonhoefferkirche in Friedrichsbrunn eine Gedenkecke für das ehrende Gedenken an die Märtyrer der Bonhoefferfamilie mit der Plastik "Balkentragender Christus" von Anna-Franziska Schwarzbach eingerichtet. Das Bonhoefferhaus kann besucht werden und Herr Arndt gibt sein Wissen gern an Interessenten weiter. Um Anmeldung unter Tel. 039 487-749 161 wird gebeten.

Seit Juli 2009 gibt es auch ein Cafe im Bonhoeffer-Haus und bei schönem Wetter wird sogar auf der Terrasse im Garten serviert.

>>> Gastgeber in Friedrichsbrunn

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Copyright der Fotos und der Texte Bernd Sternal 2008/2009
Danke für die Überarbeitung des Textes durch Herrn Wilfried Schulz
vom "BONHOEFFER-Freundeskreis, Berlin, 2010