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Die Ortsnamen des Harzes

Allgemeines zur Harzer Ortsnamenkunde
Ich möchte hier keine wissenschaftliche Ortsnamenkunde betreiben, denn ich bin kein Toponomastiker. Auch gibt es für mich als Heimatforscher auf diesem Gebiet zu viele Pseudowissenschaftler, die allzu gern zur persönlichen Reputation an den Haaren herbeigezogene Namensauflösungen präsentieren. Die verschiedenen Sektionen der Geschichts- und Sprachforschung sowie der Geografie haben uns aber viele Namensauflösungen beschert, über die ich hier berichten möchte. Zahlreiche Ortsnamen werden wohl aber auch für immer im Dunkel der Geschichte bleiben „Namen sind oft das letzte Asyl verblassender Sprachaltertümer“ (Förstermann). Es kommt mir hierbei nicht auf Vollzähligkeit an, wichtiger sind mir grundsätzliche Erkenntnisse.

Und GRUNDSÄTZLICHES
Sprache erneuert sich, ist in ständiger Entwicklung. Namensgebung macht da zum großen Teil eine Ausnahme und ist konservativ. Wir finden daher in der Namensgebung oft einen altertümlicheren Lautstand vor, als in der Mundart der entsprechenden Zeit. Dazu kommt, dass wir in Deutschland erst seit etwa 400 Jahren über eine allgemein gültige Schriftsprache verfügen. Namen waren immer schon da, auch wenn sie nicht immer überliefert oder aufgeschrieben worden sind. Für die Harzregion erschwerend kommt hinzu, dass eine Vielzahl von Völkern und Volksstämmen hier ihre Spuren hinterlassen haben. Auch wissen wir von einigen „Sprachgruppen“ sicher noch nicht mal, dass sie auch zeitweise zugegen waren.

Als nächsten Fakt müssen wir feststellen, wer und was in frühgeschichtlicher Zeit bereits Namen getragen hat. Das waren sicher Menschen und ihre wichtigsten Gebrauchsgegenstände, sowie biologische und geografische Objekte von Bedeutung. Und schon sind wir bei der Ortsnamenkunde. Sie bezieht sich also auf die Namen bewohnter Plätze, also von Städten, Dörfern, Siedlungen und Gehöften.

Wenn wir uns nun der Frage zuwenden, welche Sprachfamilien die Harzregion besiedelten, so können wir uns wohl der indogermanischen zuwenden und innerhalb dieser Familie wiederum den Zweigen der germanischen, keltischen und slawischen, eventuell auch der italischen Sprachgruppen. Die älteste Namensgebung dürfte auch recht unspektakulär verlaufen sein. Kein langes Nachdenken, keine logischen Überlegungen – nein spontan inspirierte Wortschöpfungen der ersten Jäger, Sammler und Siedler. Wenn eine Siedlergruppe weiter zog nahm sie ihre Namen mit und eine neue nachrückende Gruppe gab neue Namen. Daher gibt es auch nur wenig vorgeschichtliche Namen die sich erhalten haben. Erst als die Menschen immer zahlreicher wurden und somit auch die Besiedlung immer dichter, entstand die Notwendigkeit sich durch Namen abzugrenzen.

Die ersten Ortsnamen waren trivial und einfach und wurden erst viel später, bei weiterer Notwendigkeit zur Abgrenzung, durch Wortzusätze spezifiziert (z.B. „stedt“ – später Neinstedt, Warnstedt, Cattenstedt usw.). Wenn wir nun versuchen, die Ortsnamen des Harzes zu ordnen und eine Systematik hineinzubringen, merken wir schnell, dass ist kein leichtes Unterfangen. Viele Ortsnamen lassen sich in drei verschiedene Kategorien einordnen, aber einige fallen auch durch alle Raster. Im Wesentlichen gibt es die Rubriken der geografischen Bezeichnung (Lautenthal – im Tal der Laute), der Bewohnerbezeichnung (Göttingen – bei den Priestern) sowie die der Siedlungsbezeichnung (Langelsheim).

Wenn wir versuchen Ortsnamen zu deuten, müssen wir uns parallel dazu auch mit ihrer Datierung beschäftigen. Denn das Alter der Ortsnamen in der Harzregion ist sehr verschieden, der älteste mir bekannte urkundlich erwähnte Ort ist Schwenda (532). Dann gibt es Orte wie Ohrum, Schöningen, Aschersleben, Westerhausen und Ditfurt die schon über 1250 Jahre alt sind (erste urkundliche Nennungen) und verhältnismäßig junge Orte wie Silberhütte und Friedrichsbrunn, die erste zwischen 1700 und 1750 gegründet wurden. Bei den letztgenannten jungen Ortsnamen sind die Gründungsdaten überliefert.

Bei den alten Ortsnamen ist das nur sehr selten der Fall. Denn wir dürfen nicht in den Irrtum verfallen, die erste urkundliche Erwähnung mit der Siedlungsgründung gleichzusetzen. Da die Harzregion bisher nicht nachweislich von den Römern besiedelt wurde, sind die ältesten Siedlungsnahmen wohl in die Zeit des Thüringerreiches, also vor 531, zu datieren. Die ältesten deutschen Ortsnamen sind meist einsilbig, auch aus einem Wort mit einem Affix können sie bestehen. Für die Harzregion sind mir solche Namen nicht bekannt. Die große Anzahl unserer heimischen Ortsnamen bestehen aus Grund- und Bestimmungswort. Diese beiden Namensbestandteile lassen sich zum Teil gut datieren. Entscheidend ist aber oft das Grundwort, also der letzte Teil des Namens wie z.B. - hausen, - hagen, - hof, -feld, - heim, -berg, oder -dorf.

Sehr häufig sind auch die Ortsnamen mit dem Grundwort –leben z.B.: Harsleben, Wegeleben, Hedersleben, Gatersleben, Sandersleben und Eisleben. Dieses Grundwort wird bei dem gotischen Wort leiba „Hinterlassenschaft“ angesiedelt. Es findet sich vorrangig dort, wo einmal das Thüringerreich seine Ausbreitung hatte. Vieles ist hier noch unklar, diese Namen werden aber mit den aus Skandinavien eingewanderten Warnen und Angeln in Zusammenhang gebracht. Ich gehe davon aus, dass die Ortsnamen schon vor den Karolingern und auch den Liudolfingern bestand hatten. Sonst hatte man eine Hinterlassenschaft wie üblich dem Hinterlassenden zugeordnet. Dafür, dass ein Name als Bestimmungswort auftritt, gibt es aber kein Beispiel.

Dagegen weisen die Endungen -ingen und -lingen auf schwäbische Herkunft hin und sind daher wohl auf die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts zu datieren. Beispiele hiefür sind Schneidlingen, Hecklingen, Niederröblingen und Heringen.

Die so genannten Gattungsnamen sind durch die Forschung zeitlich recht gut einzuordnen, denn sie wurden nur zeitlich und geografisch begrenzt eingesetzt. Als erwiesen im indogermanischen Sprachgebrauch gilt auch, dass Ortsnamen mit Affix älter sind als Zusammengesetzte. So ist beispielsweise Gernrode jünger anzusetzen, als dass direkt anschließende Rieder, auch wenn die urkundlichen Nennungen nur 35 Jahre auseinander liegen. Den -rode ist mittelalterlich und Rieder zumindest karolingisch einzuordnen.

Aber auch Bestimmungsworte in zusammengesetzten Ortsnamen können wichtige Aufschlüsse geben, besonders dann, wenn sie sich auf Personennamen beziehen. Über die alten deutschen Personennamen, die ja bis ins 1037 nur Vornamen waren, gibt uns Förstermanns „Deutsches Namensbuch bis 1200“ Auskunft. Ein Beispiel hierfür ist Güntersberge, das sich sicher von den ebenfalls an den Harzquerungen liegenden Orten Straßberg und Stolberg abgrenzen wollte. Viele zusammengesetzte Ortsnamen im Harz lassen sich nur erschließen, in dem der Sprachwissenschaftler mit Geologen, Geografen und Geschichtswissenschaftlern zusammenarbeitet.

Besonders Flüsse spielten in früher Zeit eine bedeutende Rolle. Und somit ist es nicht verwunderlich, dass die ältesten Siedlungen an Flüssen und ihnen nahe liegenden exponierten Stellen errichtet wurden. Da diese Flüsse auf Grund ihrer Bedeutung bereits Namen hatten, floss dieser in den Ortsnamen ein. Beispiele hierfür sind Oker, Ilsenburg, Wippra und Zorge.

Wo im Gebirge Flüsse sind, da sind auch Täler die ins Gebirge führen, und an den Talrändern sind Berge, die zur Orientierung sehr wichtig waren. Kein Wunder also, das es im Harz zahlreiche Orte mit dem Grundwort –berg oder –berge gibt, wie z.B. St. Andreasberg, Schulenberg, Herzberg, Lauterberg oder Stolberg und Straßberg.

Aber die weitaus größte Gruppe von Ortsnamen haben die mittelalterlichen Rodungssiedlungen inne. Das Grundwort –rode ist dabei rund um den Harz vertreten und wird durch ein vielfältiges Spektrum an Bestimmungsworten spezifiziert, wie z.B. bei Suderode, Wernigerode, Osterode und Gernrode.

Mit der Burgenordnung, die Heinrich I. 926 erließ, wurden auch in der Harzregion zahlreiche Burgen zum Schutz des Reiches errichtet. Es waren Fluchtburgen und Burganlagen, die nicht lange Bestand hatten. Ihre exponierten Standorte wurden aber oftmals beibehalten und neue, wehrhaftere Burgen erbaut. Zum Teil waren natürlich auch schon noch ältere Fluchtburgen aus Karolinger- oder Völkerwanderungszeit Grundstein gewesen. An diesen Burgen bildeten sich schnell Siedlungen, die dann mit dem Grundwort -burg einen Siedlungsnamen bildeten, wie z.B. Quedlinburg, Blankenburg, Harzburg, Ilsenburg und Vienenburg.

Wenn man Ortsnamen deuten will und Ortsnamenkunde betreiben möchte, sind die nicht mehr existenten Siedlungen, die Wüstungen, oft von entscheidender Bedeutung. Es ist davon auszugehen, dass in der Harzregion 40 bis 50 % der ehemaligen Siedlungen wüst sind. Mit dieser Materie hat man sich bisher sehr wenig beschäftigt und sind wohl die meisten dieser Wüstungen bisher nicht genau lokalisiert. Aber es waren oftmals die ältesten Siedlungen, die dann irgendwann nicht mehr zeitgemäß waren und daher aufgegeben und durch neue Siedlungen ersetzt wurden. Natürlich spielen Brände, Kriege und andere zerstörerische Ereignisse dabei auch eine große Rolle. Zum Teil sind aber die alten Wüstungsnamen in den Flurnamen erhalten geblieben, was oftmals eine entscheidende Hilfe darstellt.

Besonders bei den nach Kasper so genannten Sinngruppen sind Kenntnisse über nahe liegende Wüstungen oft unentbehrlich. Unter Sinngruppen versteht man Ortschaften, die dicht zusammen liegen/lagen, inhaltlich miteinander verbunden sind/waren, aber keine gleichen Grund- und Bestimmungswörter aufweisen. Ein Beispiel hierfür finden wir im Hagental bei Gernrode. Dort gab es zwei Dörfer, die noch im 16.Jahrhundert existierten und Behem und Bohemus hießen. Noch heute gibt es die Forstbezeichnung Großes und Kleines Böhmen sowie die böhmischen Wiesen. Einige weitere Beispiele gibt es um Quedlinburg wie: Groß und Klein Orden.

Natürlich gibt es auch häufig Ortsnamen wo im Laufe der Zeit ein Namenstausch vorgenommen wurde. Das hat dann nichts mit Mundart oder Sprachentwicklung zu tun. Die Ursachen sind oft unklar, wie bei Osterwieck, das einst Seligenstadt hieß. Gleich daneben liegt Berssel (Berßel), das ursprünglich Birislae hieß, ab 1148 dann Birisleve und ab Ende des 13. Jahrhunderts Bersle genannt wurde.

Es gibt aber auch Grundwörter, die im Laufe der Jahrhunderte aus dem allgemeinen Sprachgebrauch verschwanden. Dann hat man oftmals das Grundwort angepasst. Ein Beispiel hierfür ist -minni = Wasserlauf. Aus dem Fluss Holtesminni wurde beispielsweise Holtemme.

Auch gibt es zum Teil regional ähnliche Ortsnamen, korrespondierende Namen, deren Herkunft und Sinn nicht zweifelsfrei geklärt ist. Vielleicht ist diese Namensgebung nur dem Nachahmungstrieb zuzuschreiben, wie bei Gandersheim - Gandersum, Immenrode - Immingenrode; Reddeber - Heudeber, Ballenstedt - Ballersleben/Wüstung (ca.8km entfernt).

Auch Ortsnamen die an verschiedenen geografischen Standorten parallel existieren sind auch keine Seltenheit. Zufall oder haben Siedler beim Wegzug den Namen mitgenommen (Nachahmungstrieb) wie es Siedler nach England, Spanien, USA oder Südamerika oft taten. Lokale Beispiele hierfür sind: Gernrode/Harz – Gernrode/Eichsfeld, Bad Suderode – Suderode/Osterwieck, Watenstedt/Salzgitter – Watenstedt/Wolfenbüttel, Abbenrode/Vienenburg – Abbenrode/Schöppenstedt. Ein internationales Beispiel sind wohl auch die häufigen „Bode-Namen“ in Asturien (Spanien), die wohl auf die in den Suebenzügen 406 nach Hispanien ausgewanderten Sueben des Bode-Gebietes zurückzuführen sind.

Bei vielen Ortsnamen wurden im Laufe der Zeit auch Namensangleichungen vorgenommen. So gab es beispielsweise in alten Zeiten keine Umlaute, die ersetzten erst in der Neuzeit entsprechende Vokale. Dieser Lautwandel tritt zumeist dann auf, wenn in der Folgesilbe ein i enthalten ist wie bei Schöningen – einst Schoningen.

Bei früh- oder vorgeschichtlichen Ortsnamen sind Deutungen besonders schwer und dementsprechend gibt es immer zahlreiche Fehldeutungen. Zu gern interpretieren selbsternannte Pseudowissenschaftler zweckdienlich solche Ortsnamen. Das ist nicht unbedingt verwerflich, wenn die eigene Auffassung nicht als Dogma angesehen wird. Denn Wissenschaft lebt von einer Streitkultur, aber auch von Erkenntniszuwachs. Dafür ein Beispiel: Bei Quedlinburg gab es einmal zwei Orte in 1km Entfernung mit Namen Groß Orden und Klein Orden, die im 15. Jahrhundert aufgegeben wurden. Nachahmungseffekt? Geschrieben wurde unter anderem, dass sich der Namen auf einen „Orden“ beziehen soll. Groß Orden wurde aber bereits im Jahr 804 erstmals als Orda erwähnt. Ritterorden gab es aber erst ab dem 12.Jahrhundert und religiöse Ordensgemeinschaften (lat. Ordo) sind auch sehr unwahrscheinlich, denn damals war diese Region noch nicht christianisiert. Ordo hat aber noch eine militärstrategische oder politische Bedeutung, könnte nicht auch die Namensgeber gewesen sein. Zahlreiche kriegerische Auseinandersetzungen gab es am Harz, wo genau ist umstritten: Franken/Sachsen, Thüringer/Sachsen usw. und nach den Erkenntnissen vom Harzhorn bei Northeim sind selbst römisch/germanische Auseinandersetzungen wissenschaftlich nachgewiesen.

Die Besiedlungsgeschichte der Harzregion ist noch zu einem Großteil ungeklärt und die Forschung macht erst in den letzten Jahrzehnten, insbesondere durch archäologische Grabungen, Fortschritte. Es ist daher abenteuerlich für diese frühe Zeit mit indogermanischen, illyrischen, keltischen, germanischen oder gar römischen Ortsnamen zu kolportieren. Ich möchte daher auf derartige Namensspekulationen hier nicht weiter eingehen. Bekannt ist allerdings, dass die Harzregion seit der Steinzeit Menschen Siedlungsräume gegeben hat. Den ersten Ansatz einer schriftlichen Überlieferung zu Beginn unserer Zeitrechnung gibt uns der der griechische Gelehrte Klaudios Ptolemaios (um 100 bis um 175). Der Mathematiker und Geograph verzeichnete in seinem Kartenwerk „Geographike hyphegesis“ 8000 bedeutende Städte seiner Zeit. Darunter auch zahlreiche in der Germania Magna und auch einige in der Harzregion. Das Werk Ptolemaios war über 1900 Jahre recht unbrauchbar, da stark verzerrt. Berliner Wissenschaftler haben jetzt die alte Welt neu vermessen, indem sie die Karte per moderner, geodätischer Computermethoden entzerrt haben. Wie sind damit ein ganzes Stück klüger, wie ich schon in Band 1 ab S.95 berichtet habe. Auf jeden Fall ist nicht davon auszugehen, dass diese Städte germanischen Ursprungs waren, denn die bauten zu jener Zeit noch nicht so, dass es für das römische Imperium von Interesse gewesen sein könnte.

Es folgt die Zeit der Völkerwanderung und die Germanische Stammesbildung. Oft hat man versucht diese Zeit durch die Deutung von Ortsnamen aufzuhellen. Zeitweise unterlag man der Versuchung bestimmte Ortsnamen bestimmten Völkern zuzuordnen. So etwa alle -heim Ortsnamen dem Fränkischen. Aber meine vorherigen Ausführungen zeigen, dass diese Vorgehensweise zwangsläufig scheitern muss. So einfach ist es nun doch nicht, auch wenn es schön wäre so eine genaue Wanderkarte der einzelnen Stämme und Völker zu bekommen.

Nach dem Ende des Mittelalters wurde das Hochdeutsche auch in der Harzregion Schriftsprache. Überall können wir im vorher niederdeutschen Sprachgebiet hochdeutsche Ortsnamen finden: Neustadt, Mandelholz, Friedrichsbrunn, Neudorf, Alexisbad um nur einige zu nennen. Und auch die äußerst interessanten Mischformen aus Niederdeutsch-Hochdeutsch sind zahlreich anzutreffen. Halb hochdeutsch und halb niederdeutsch sind z.B.: Straßberg und Westerhausen. Zu diesen Ortsnamen zählen auch jene, die sich an der Mundart orientieren wie z.B. Dannhausen bei Gandersheim und Dannhüsen bei Burgdorf. Bei der Deutung dieser Ortsnamen ist die Philologie die Deutungsgrundlage, was auch auf abgeschliffene Ortsnamen und den häufig anzutreffenden Lautwandel zutrifft: z.B. Eitzum (bei Schöppenstedt) ehemals Etsen.

Aber auch Pflanzen und Tiere spielen bei der Vergabe von Ortsnamen eine Rolle. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass nicht das häufige Vorkommen zur Namensgebung veranlasste, sondern eher die Seltenheit. Denn ein Ortsname in alter Zeit diente auch zur Standortbeschreibung und zur Orientierung. Und welchen Sinn sollte es machen, inmitten eines riesigen Tannenwaldes einen Ort „Tanne“ zu nennen. Das ist aber sinnvoll, wenn die Tannen in einem großen Laubwald stehen. Weitere Orte im Harz die in diese Kategorie passen sind z.B. Hohegeiß, Hahnenklee, Rübeland, Wolfshagen, Lasfelde (bei Osterode), Schwanebeck, Bärenrode und Hainfeld.

Auch gibt es noch Ortsnamen, die auf religions- oder rechtsgeschichtliche Zusammenhänge hinweisen. In der Harzregion gibt es dafür zahlreiche Beispiele: Göttin Ostara –Osterode; Kultstätte alah-stede –Allstedt; Grundwort loh/lah für Gericht – Werla.

Im ostfälischen finden wir auch Orte mit den Grundwörtern -furt – Ditfurt, -feld – Hasselfelde, Ilfeld. Diese Ortsnamen werden frühmittelalterlichen Siedlungen zugeschrieben.

Natürlich kann diese knapp gehaltene Ortsnamenanalyse nur einen kleinen Ausschnitt aus der Namensvielfalt darstellen. Zu vielfältig sind die Ortsnamen, zu viel Unklarheit und auch Unwissenheit herrscht noch vor, zu viele Völker und Volksstämme waren hier und haben ihre Spuren hinterlassen. Auch können da wo keine schriftlichen Quellen Auskunft geben geisteswissenschaftliche Erkenntnisse nie als der Weisheit letzte Schluss herhalten.

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Copyright der Fotos und der Texte Bernd Sternal 2012